Das Zürcher Kammerorchester mit Daniel Hope beim SHMF in Flensburg - ein Geschenk

08.09.2023

Das Zürcher Kammerorchester mit Daniel Hope beim SHMF in Flensburg - ein Geschenk 

Es war ein ganz besonderes Konzert für Flensburg.Das Zürcher Kammerorchester präsentierte im Nachgang zum SHMF die Sinfonia Concertante für Violine und Viola (KV 364) von Mozart. Neben Daniel Hope, der in diesem Jahr 50 Konzerte im Rahmen des Festivals spielen will zeigte Ryszart Groblewski an der Viola, dass die Bratsche sich als Soloinstrument in keinster Weise hinter der Geige verstecken muss. Das gesamte Werk durchzieht der Dialog beider Streichinstrumente derart einfallsreich, dass man sich fragt, warum die Sinfonia nicht viel häufiger zu hören ist.Danach dann das "Geschenk", eine Auftragskomposition des Zürcher Kammerorchesters für Daniel Hope in vier Sätzen von David Bruce (geb. 1970). Sie trägt den vielversprechenden Titel "Lully Loops" und ist dazu geeignet, den Zuhörenden jegliche Angst vor zeitgenössischen Kompositionen zu nehmen. Daniel Hope erläuterte, dass Bruce Fragmente der Barockmusik Lullys kannte, die er dann verwendete, um neue Kontexte herzustellen. In den vier Teilen des Werks geht es unter anderem um Ohrwürmer oder Heilung für Melancholie. Musikalisch erinnert das etwas an Philip Glass, die ca. 20 Streicherinnen und Streicher arbeiteten viel mit Glissandi und wiederkehrenden Melodiebögen, ganz im Sinne des Titels. Die Kunstfertigkeit, mit der Bruce barocke Themen zur Grundlage zeitgenössischer, den Hörgewohnheiten der Menschen des 21. Jahrhunderts entsprechender Klänge und Melodiebögen macht, ist einzigartig. Alle Teile des Werks wurden eingeleitet von Einspielungen kurzer Lesungen, die die Zuhörenden auf das Thema des folgenden Satzes einstimmen. Es war eine ungewöhnliche aber mitreißende, in Teilen auch nachdenklich stimmende Performance und das Publikum im Deutschen Haus quittierte diese mit einem Applaus, wie man ihn sonst nur am Schluss eines Konzertes hört.Nach der Pause gab es die Jupitersinfonie von Mozart. Wie bereits in den vorangegangenen Werken musizierten die Zürcher mit Ausnahme der Cellogruppe im Stehen, ohne Notenblätter aber mit Tablets. Das ermöglichte es den Musizierenden, einen Energiefluss auf der Bühne entstehen zu lassen, der im Sitzen so nur schwer herzustellen wäre. Das Umblättern erfolgte per Fußdruck auf einen Schalter am Boden, was regelmäßig an Tanzschritte erinnerte. Der Sound, den die Zürcher besonders der Jupitersinfonie entlockten, war überwältigend. Intensiv, aber auch transparent und dort wo es gefordert wird sehr lyrisch. Es war fantastisch, wie sich der Klang verdichtet zu Wellen anschwoll, die den ganzen Saal in den Bann zogen. Das Publikum war aus dem Häuschen vor Begeisterung und Hope sagte dann, dass es zu Mozarts Zeiten üblich gewesen sei, ein Werk, wenn es vom Publikum derart gefeiert wurde, von Beginn an erneut zu spielen. Nach einer langen Kunstpause kündigte er an, dass die Zürcher es anders tun werden und das Kammerorchester setzte mit Glucks Tanz der Furien aus Orpheus und Euridice einen glanzvollen Schlussakzent eines Konzerts, das wirklich ein Geschenk war. Egal, ob für Daniel Hope, das Festival oder einfach für das Publikum. Denn so etwas gibt es im Norden nun wirklich nicht alle Tage!  

Carsten Ingwersen