Der Feuervogel und Fantaisie Symphonique , Ballett, das Einblicke bringt

Am 4. Januar konnte ich erleben wie Musik ohne Gesang einen Kontext und damit eine Bedeutung erhält, nämlich wenn sie von der Performance einer Balletttruppe begleitet wird. Im Stadttheater Flensburg gab es zunächst ein Ballett zu Kurt Weills "Fantaisie Symphonique" und danach Igor Strawinskis "Feuervogel".
Die Aufführung der fantastischen Sinfonie von Weill war von wenig Farben geprägt (die Tänzerinnen und Tänzer trugen schwarz-weiße Kleidung) und man kam fast ohne Requisite bzw. Bühnenbild aus. Lediglich Scheinwerferlicht und zwei Tische dienten dazu, gewisse Effekte zu ermöglichen. Die Tänzerinnen und Tänzer formierten sich permanent um, tanzten mal solo oder in kleinen Gruppen oder füllten als vollständiges Ensemble die gesamte Bühne aus.
Der Feuervogel bot nach der Pause einen vollkommen anderen Eindruck. Es gab ein großes gelbfarbenes Bühnenbild, das an das Gefieder eines überdimensionierten Vogels erinnerte und die Bühne einrahmte. Die Tänzerinnen waren mehrheitlich in feuerrot gekleidet, nur der junge Prinz Iwan trug ein blaues Hemd und beigefarbene Hosen. Der böse Zauberer Kastschei und seine Dämonen trugen Schwarz und erzeugten damit einen klaren optischen Kontrast zum Rest der Akteure. Der Feuervogel ist als Ballettmusik geschrieben worden und so ist es nicht verwunderlich, dass der Tanz sehr viel zum Verständnis der Handlung und damit zum Verständnis der Musik Strawinskis beiträgt. Immer wieder entstanden großartige, intensive Bilder die an moderne Filme etwa aus Hollywood erinnerten, nur eben, dass die Musik live gespielt wurde. Das Schleswig-Holsteinische Sinfonieorchester verlieh beiden Werke einen transparenten Klang. Alle Instrumentengruppen spielten mitreißend, auch die schwierigen Passagen und ungewöhnliche Rhythmik besonders des Feuervogels meisterten die Musiker und Musikerinnen im ziemlich vollen Orchestergraben unter dem Dirigat von Peter Geilich souverän. Nur manchmal hätte man sich etwas mehr klangliche Fülle gewünscht. Dass es an ihr mangelte ist aber eine höchst subjektive Einschätzung und nicht mangelnder Kompetenz seitens der Musiker sondern allenfalls mangelndem Platz geschuldet.
Es waren zwei Werke, die sicherlich nicht dem heutigen Mainstream zuzurechnen sind, aber das Team des Landetheaters verschaffte auch Menschen mit heutigen Konsumgewohnheiten ein bleibendes Erlebnis und mir neue Einsicht in ein Werk Strawinskis, für das ich erst in seiner Vollständigkeit mit Ballett ein echtes Verständnis und einen Zugang erhielt.