Furioses Auftaktkonzert der Saison 24/25 mit dem Schleswig-Holsteinischen Landessinfonieorchester

18.09.2024

Es war ein wirklich spektakulärer Beginn, nicht nur das erste Sinfoniekonzert der Saison, sondern auch das erste unter dem Dirigat des neuen GMD Harish Shankar. Die Landessinfoniker spielten Kodálys "Tänze aus Galanta", Rachmaninows "Sinfonische Tänze" und nach der Pause Brahms - aber nicht die ungarischen Tänze, sondern die erste Sinfonie. Der Abend war überschrieben mit "Neuanfang", was sowohl auf das neue Direktorat zu Saisonbeginn als auch auf die Musik selbst bezogen werden kann. Brahms, so erklärt es Shankar, beantwortete mit seiner ersten Sinfonie die Frage danach, was auf Beethoven in dieser Gattung folgen kann während das Orchester und sein neuer Leiter zeigen, was für Möglichkeiten in diesem "Klangkörper" im Norden der Republik stecken. Das Landessinfonieorchester hatte keine Solisten eingeladen, das Orchester selbst sollte glänzen können, hieß es im Vorwege. Und dieser Plan ging auf. Das Material, das besonders für die Werke Kodalys und Rachmaninows eine teilweise ungewöhnliche Besetzung mit großem Schlagwerk (4 Musiker stehen an Pauken und Perkussionsinstrumenten) erfordert ,gibt den Ausführenden die Gelegenheit, immer wieder in Soli oder als kleine Gruppe Klangbrillianz zu zeigen. Es war an diesem Abend nicht eine Klangmacht bzw. die Lautstärke, mit der das Orchester beeindruckte, sondern Präzision und ein sehr transparenter Klang. Harish Shankar präsentierte sich als dem Orchester zugewandtes Energiebündel, mit weit ausladenden Armbewegungen und Einsatz des gesamten Körpers führte er die Musiker durch die Partitur. Das reißt mit, ist äußerst kurzweilig und begeistert noch in den hintersten Reihen des Rangs. Viel zu schnell ist der letzte Satz der Brahmssinfonie erreicht und schon bald verklingt der letzte Ton. Der - gar nicht so kleine - Wermutstropfen ist die Quote der belegten Plätze im Publikum. Es blieben zu viele Sitze frei, der Saal wirkte recht leer. Da stellt sich eine grundsätzliche Frage, nämlich die um die Zukunft solcher "Klassikveranstaltungen". Mehr als die Musikerinnen und Musiker an diesem Abend boten geht eigentlich gar nicht, schickte man dieses Team mit diesem Programm auf Tournee durch die Lande, sie würden die großen Säle in den Musikmetropolen Berlin, München oder gar Wien restlos begeistern, das Format, das gezeigt wurde, hält jedem Vergleich stand. Ohne Zuhörer fehlt aber auch der perfektesten Musik ihr Wert und sie bleibt leer wie der Saal, in dem sie erklingt. Darum ist dies gleichzeitig ein Appell an alle Leser, öfter in ein "klassisches" Konzert zu kommen, der Erlebniswert ist immens, Livemusik ist ohne Vergleich und Streaming vermittelt allenfalls den Hauch einer Ahnung davon, was in einem Konzert zu erleben ist. Die Kartenpreise müssen dabei nicht größer sein als jene für Kinokarten. Erlebt das Leben dort, wo es stattfindet, nicht dort wo es virtuell reproduziert wird. Jedenfalls macht dieses Auftaktkonzert Lust auf viel mehr, das diesjährige Programm des Landessinfonieorchesters ist fantastisch und ich freue mich auf weitere hinreißende Konzertabende in diesem akustisch und optisch schönen Saal im Deutschen Haus Flensburg.