Gabor Boldoczki und Krisztina Fejes verlassen auf Meisterkonzert ausgetretene (Kammermusik-)Pfade


Am heutigen Sonntag, 05.11.23, gab es erneut ein Kammerkonzert in der Reihe der Meisterkonzerte des Flensburger Vereins der Musikfreunde. Der Verein hatte mit Kriszina Fejes (Klavier) und Gabor Boldoczki zwei Ungarn eingeladen. Da die Trompete im Kammermusikkontext ein eher ungewöhnliches Soloinstrument ist, war auch das Programm eher abseits der ausgetretenen (Kammermusik-)Pfade zu verorten. Krisztina Fejes eröffnete die Matinee mit Sergei Rachmaninovs Etudes tableaux op. 33 und gemeinsam schlugen die zwei dann stilistisch komplett andere Töne an, mit der Sonate für Trompete und Klavier in Es-Dur von Tomaso Albinoni. Einem Werk, das die Trompete in barockem Glanz schillern lässt. Damit sind auch schon die Stücke erwähnt, die eine klassische Satzstruktur haben. Alle folgenden Werke sind freier gestaltet, gehören zu den Fantasien, Rhapsodien, Elegien usw.Die Gestaltung des Programms ermöglichte es den beiden, ganz unterschiedliche Seiten ihrer Instrumente zu präsentieren. Boldoczki verwendete neben der klassischen "Trompete" auch ein Kornett und ein Flügelhorn. Bereits der Titel des Stücks für Flügelhorn und Klavier, "Vesperale aus "Toot suite" zeigt eine Menge Humor und so war man auf dieses Werk besonders gespannt. Was Boldoczki und Fejes dann zu Gehör brachten, verwunderte in der Tat. Es war lupenreiner Jazz, der von der Klangästhetik her eine Eicher-Produktion auf dem Label ECM hätte sein können. Danach folgte die Ungarische Rhapsodie Nr. 14 in f-Moll von Franz Liszt, ungeheuer spritzig und nuancenreich vorgetragen von Kriszina Fejes. Interessant ist es, ihre Körperarbeit am Klavier zu beobachten. Sie spielt in einem Moment mit aufrechtem Rücken und lang ausgestreckten Armen, um im nächsten in extremer Vorbeugung geradezu in die Tasten hinenzukriechen und dann wieder in eine nach hinten gedehnte Rücklage zu wechseln. So ausdrucksreich wie ihr Körper ist auch ihr Klavierspiel. Der Anschlag wechselt den Charakter je nach Erfordernis von hart und forsch bis zurückgenommen, wenn ein "Glockenklang" zu kreieren ist. Auch Boldoczki schöpft mit seinen Instrumenten eine große Bandbreite aus, sein Spiel klingt mal schrill wie eine "Militärtrompete", mal sonor und sanft, aber immer äußerst präzise.Kurz vor Ende des Konzerts stellt Boldoczki sich und seine Partnerin vor und tauscht mit Fejes kleine Schelmereien aus, die im Spiel eine gewisse Fortsetzung finden. Es war das zweite Konzert der Meisterkonzerte-Saison und es war das zweite Konzert, das eine absolute Horizonterweiterung für alle Zuhörenden darstellt. Man erhielt eine Ahnung davon, was das oft verkannte Instrument Trompete musikalisch zu leisten in der Lage ist. Schade nur, dass auch in diesem Konzert der Altersdurchschnitt recht hoch lag, auch jüngere Menschen hätten ihre Freude an dieser kurzweiligen Matinee gehabt.