Händels Barockoper "Xerxes" in Flensburg

10.06.2022

Zurück aus dem Theater oder der Oper. Zu hören gab es "Xerxes" von Georg Friedrich Händel. Es war ein Fest und das Landestheater hat mit dieser Inszenierung einmal mehr seine Klasse bewiesen. Das gilt sowohl für das Orchester als auch für die Solistinnen auf der Bühne. Ich habe in meiner Sammlung eine Aufnahme mit "Les Arts Florissants" unter William Christie und ich konnte es kaum fassen, wie gut das Landessinfonieorchester mithalten kann. Unter dem Dirigat von Ingo Martin Stadtmüller zeigten die Musikerinnen und Musiker im Orchestergraben, dass eine souveräne Aufführung einer Händeloper auch auf modernen Instrumenten überzeugend klingt. Es war, wie gesagt, ein Fest, für die Ohren und dank des zeigemäßen Buhnenbilds und fantasieivoller Kostüme auch für die Augen. Schillernd , grell, dramatisch - aber stimmig. Das Landestheater konnte Orchestermaterial verwenden, das es von der Komischen Oper Berlin zur Verfügung gestellt bekam, so konnte man sich an der barocken "Klangmaschine" erfreuen, mit der ein Sturm dargestellt wurde. Barock bietet, für heutige Gewohnheiten sehr ungewöhnlich, Blockflöte als Soloinstrument und traumhaft schöne, recht schlank gesungene Arien. Ein Nachteil ist aber, dass musikdramaturgisch irgendwann die Ideen bekannt sind und die Entwicklung der Musik nicht so recht mit der kontinuierlich Spannung aufbauenden Bühnenhandlung mithalten kann. Die Musik ist eher ein Reigen von Hits, wie eine "Best of" CD. Die Ouvertüre klingt, als sei sie von Mozart komponiert und schon bald gibt es mit "Ombra mai fu" einen der größten Hits der Operngeschichte. Der fehlende musikalische Spannungsbogen wird in der Flensburger Produktion aber durch die einfallsreichen Bühnenbilder und Ideen der Inszenierung wett gemacht. Die Vorstellung war zwar nur mäßig besucht, aber nach der Vorstellung gab es im gesamten Zuschauerraum Standing Ovation, sehr zu Recht. Ich bin einmal mehr ein Bisschen stolz auf die Kultur in unserer Provinzstadt.

Carsten Ingwersen