Ian Bostridge singt Werke englischer Komponisten in Hamburg
England hat seine eigenen Meister in Sachen Komposition und sie schufen wirklich großartige Musik, die nur leider bei uns äußerst unbekannt ist und für ungeübte Ohren zunächst recht fremd klingt. Das Schleswig-Holstein Musik Festival hat sich mit dem Motto "Moin London" in diesem Jahr vorgenommen, der Musik der britischen Inseln in all ihrer Vielfalt zu präsentieren. Dazu wurden führende Orchester, Dirigenten, Instrumentalisten eingeladen.Am Donnerstag präsentierte der gefeierte und wahrlich einzigartige Tenor Ian Bostridge ein Konzert in der Elbphilharmonie, gemeinsam mit "Oxalys" aus Brüssel ganz im Sinne des Festivalschwerpunktes ein Programm mit Musik aus England. Es erhielt seinen spannenden Titel "The Nymph´s Complaint" in Anlehnung an ein Trio für Oboe, Viola und Klavier von Felix White, mit dem die zweite Hälfte des Konzerts begonnen wurde. Neben Whites "Nymph´s Complaint" enthielt der Abend Werke von Gustav Holst, Ralph Vaughan Williams und Peter Warlock.Der Klangraum des kleinen Saals der Elbphilharmonie war bestens geeignet, die genial herausgespielten Nuancen und häufigen Stimmungswechsel des Materials von in die Ohren der Zuhörer zu transportieren.Die für den Abend ausgewählten Werke waren zwar für ungeübte Ohren recht schwere Kost, aber sowohl die sieben Mitglieder des Ensembles Oxalys, übrigens für jedes Stück in anderer Konstellation spielend, als auch Ian Bostridge begeisterten durch ihre Ausgestaltung beziehungsweise Ausleuchtung der präsentierten Werke. Am Ende stand der Zyklus "On Wenlock Edge", den Bostridge auswendig sang, nein zelebrierte. Er hatte sichtbar Freude daran, die im Notentext enthaltenen Nyancen auszudeuten. Die Spannweite ging von lyrisch-verträumt gesungenen, teilweise geradezu gehauchten Tönen bis hin zu mit großem Verve geradezu wütend herausgeschrienen Emotionen, wobei "schreien" selbstverständlich vor dem Hintergrund der großen Sangeskunst, die Bostridge hier zeigt ein vollkommen unangebrachtes Verb ist. Es fällt beim Hören dieses Vortags jedenfalls nicht schwer, sich Bostridge auf einer Opernbühne vorzustellen. Ich freue mich sehr darüber, dank des SHMF Klangerfahrungen mit Vokalmusik aus England gemacht zu haben, die in dieser Form und Menge im Norden wohl so schnell nicht wieder erlebbar sein werden.