Jazzcoast Bigband und Sophistication begeistern im Alten Gymnasium

Es war ein Abend des großen Sounds mit vielen großen Momenten. Das Konzert begann mit der jungen Band "Sophistication", die eng mit dem Alten Gymnasium verbunden ist, in dessen ehemaliger Sporthalle das Konzert stattfand. Alle jungen Bandmitglieder spielten elanvoll und beherzt, es war beeindruckend, wie selbstbewusst sie das Konzert und besonders die Soli bestritten. Nach einer Pause wurde es auf der Bühne etwas enger und die etwa 20-köpfige Jazzcoast Big Band unter Leitung von Jens Robbers füllte den Saal mit ihrem satten Big Band Sound. Karsten Utecht (Baritonsax) übernahm die Moderation und gestaltete sie mit einer gehörigen Prise Humor. Die Stimmung im Publikum, die bereits während des Support Acts gut war, war von Beginn an fantastisch, jedes Solo wurde gefeiert und jede Instrumentengruppe hatte Gelegenheit, ihre Klangfarbe im Konzert solistisch hervorzuheben. Besonders interessant waren die Soli des Tenorsaxophonisten Gabriel Koeppen und die vielen solistischen Einsätze des Mannes am Altsaxophon, Adel Abdel-Salam. Spannend zu hören auch das "Solo" der beiden Posaunisten, Andreas Lübchow und Karsten Behnke, bei dem beide in einen Dialog, böse Zungen würden diesen als "Battle" bezeichnen, traten. Schön war, dass die jungen Protagonisten des Supportacts zum Schluss des Konzerts auf die Bühne kamen, um die Jazzcoast Big Band zu verstärken. Ähnlich wie bei früheren Konzerten hatte die Band sich Unterstützung in Form von Sologesang geholt. Dieses Mal war es mit Miriam Sauls eine Frau, die für zwei Stücke die Vocals beisteuerte. Sie machte ihren Job äußerst souverän, besonders im Song "Can´t Buy Me Love" war ihre Stimme eine geniale Ergänzung des BigBand-Sounds. Bei ihrem zweiten Einsatz kam die Stimme jedoch etwas weniger zur Geltung, da die Struktur des Stücks (Caravan) zwar Raum für künstlerisch ambitionierte Gesangspassagen bot, die Sauls souverän ausgestaltete, jedoch der Gesang etwas im satten Gesamtsound der großen Band verschwand, so dass man nur ahnen konnte, wie klasse die Stimme hier eingesetzt wurde. Man würde sich über Songs freuen, die in einen einen etwas stärker zurückgenommenen Sound der Band (vielleicht zumindest für eine Strophe nur mit Klavier, Gitarre und Drums begleitet) eingeflochten werden. Auch Jorik Voit, Gitarrist und Moderator von "Sophistication", übernahm einen Vocal-Part, und zwar im Duett mit Sauls in der ersten Zugabe ("Ain´t no Mountain"), und er tat dies äußerst überzeugend und professionell. Lag der Schwerpunkt des Hauptteils des Konzerts auf großen Klassikern der Swing- und Big Band Ära wie Zawinuls "Birdland" oder Count Basies "Hay Burner", öffnete sich das Repertoire im Zugabenblock in Richtung Motown und Funk, alles so authentisch und souverän präsentiert, als seien es keine Coverversionen von Klassikern, sondern ureigene Kompositionen der Jazz Coast Big Band, Hymnen unserer, nicht einer vergangenen Zeit. Die Band verabschiedete sich mit dem Motown-Klassiker "Fantasy" von Earth, Wind and Fire. Der Titel könnte als symbolisch verstanden werden, es war ein musikalisch äußerst fantasievoll ausgestalteter Abend. Dieter Glawischnik, langjähriger Chefdirigent der NDR-Bigband, sagte in einem Interview, auf die Geschichte seiner Band blickend: "Wir wollten einfach die besten Leute nach Hamburg holen." Für einen fantastischen Big Band Sound und mitreißende Konzerte braucht man das aber gar nicht unbedingt. Ich bin froh, dass es ein so schillerndes Gewächs wie die Jazz Coast Big Band in der regionalen Kulturlandschaft gibt und freue mich bereits jetzt auf weitere Konzerte dieser spannenden Band aus dem Norden.