Kurzweilig und voller Überraschungen - Daniel Müller-Schott und Herbert Schuch bestreiten das fünfte Meisterkonzert des Flensburger Vereins der Musikfreunde

10.03.2024

Es war ein kurzweiliges Konzert voller Überraschungen, ein perfektes und überragendes Ende einer mit durchgehend hochkarätigen Konzerten gestalteten Saison der Meisterkonzerte. Hier hat der Flensburger Verein der Musikfreunde mal wieder gezeigt, dass großartige Musik nicht auf die einschlägigen Metropolen beschränkt sein muss. 

Auf dem Programm standen die Sonate d-Moll für Violoncello und Klavier von Claude Debussy sowie die Cello Sonate Nr.1 c-Moll, op.32 von Camille Saint-Säens und nach der Pause gab es dann das Adagio und Allegro für Violoncello und Klavier, op. 70 von Robert Schumann und schließlich die Sonate F-Dur für Violoncello und Klavier, op. 6 von Richard Strauss. Müller-Schott und Schuch spielen die Sonaten gleichzeitig intensiv und schlank, ohne den Speck, der viele Werke der Romantik etwas schwer und unverdaulich wirken lässt, dafür luftig, entstaubt und mit gerade so viel Pathos wie die Werke erfordern, mit viel Verve und trotz allen Schwungs mit erhellender Nuancierung von Ideen, die bei manch anderer Interpretation verloren gehen. Im Booklet seiner Debut-CD zitiert Müller-Schott einen Tipp, den er vom Cellisten Gregor Piatigorsky erhalten hat: "Französische Musik sollte wie im Rausch gespielt werden, aber jede einzelne Note muss am richtigen Platz sein.". Diese Herangehensweise hat Müller-Schott in den vergangenen Jahren weiterverfolgt und zur Perfektion getrieben.

 Besonders interessant ist der zweite Satz aus der Sonate von Saint-Saens (Serenade moderement animee). Er beginnt pizzicato und von der Form her ist er recht frei gehalten, der Klang wirkt fast spontan, improvisiert wie im Jazz. Ebenfalls bemerkenswert ist der zweite Satz der Sonate von Debussy. Hier spielen Müller-Schott und Schuch im Wechsel mit einer Folge immer größer werdender Intervalle. Fantastisch das Interplay zwischen Daniel Müller-Schott und Herbert Schuch, immer im selben Geist, den selben Duktus verfolgend und die Bälle einander zuwerfend. Die Musik ist zwar ausnahmslos notiert, sie so zu präsentieren bedarf aber dennoch eines großen Maßes an Verständigung beider Musiker und die funktioniert perfekt.

 Zum Schluss gab es die Cellosonate von Richard Strauss zu hören. Sie beginnt mit einem Tusch und irgendwie hätten die zwei tatsächlich einen solchen verdient für ihre überragenden Performance. Man kann diese Sonate im Kontext des Konzerts verstehen als Werk, das viele Aspekte des Ganzen zusammenführt und noch einmal die große Kunst der beiden Musiker auf der Bühne auf den Punkt bringt. Auch in der ersten der beiden Zugabe, im "Schwan" von Camille Saint Saens, zeigen beide Musiker nochmals ihre Gabe, auch oft als pathetisch oder abgegriffen wahrgenommene Stücke frisch, unvoreingenommen, befreit von viel Ballast als das zu präsentieren, was sie sind, einfach gute Musik. Und die Betonung liegt hier auf "einfach", denn in diesem Konzert bewahrheitet sich die Weisheit, dass es großen Könnens bedarf, schwere Dinge fast spielerisch leicht zu präsentieren. Und über dieses Können verfügen Müller-Schott und Schuch wie kaum ein zweites Duo. Das Publikum ist dementsprechend restlos begeistert.