Martin Helmchen bestreitet das dritte Meisterkonzert des Flensburger Vereins der Musikfreunde
Bin gerade zurück vom Meisterkonzert, Martin Helmchen spielte die Partiten Nr 2 (BWV 826), 4 (BWV 828) und 6 (BWV 830) von Johann Sebastian Bach. Helmchen hatte kurzfristig um eine Planänderung gebeten, geplant waren ursprünglich neben der Partita Nr. 6 von J.S. Bach Werke von R. Schumann und F. Schubert. Helmchen trug seinen Teil zur Debatte darüber bei, ob denn nun ein Konzertflügel für die Pariten Bachs das geeignetete Instrument sei (sofern diese Debatte nicht bereits historisch bzw, abgeschlossen ist): Er ist es auf jeden Fall, jedenfalls, wenn man so spielt wie Martin Helmchen, dem ursprünglichen Instrument Rechnung tragend und dabei die Möglichkeiten des modernen Konzertflügels nicht auslassend. Und was nicht unerwähnt bleiben darf: Martin Helmchen spielte das gesamte Konzert auswendig, er hatte weder Notenhefte noch ein Tablet zur Hand. Helmchen spielte konzentriert aber souverän und nahm die Zuhörerschaft mit auf eine lange Reise durch das Bach´sche Univerum der Musik für Tasteninstrument. Obwohl die Stücke einst als "Clavierübungen" konzipiert wurden, war diese Reise für Menschen des 21. Jahrhunderts nicht unbeschwerlich, denn die Stücke verlangten den Zuhörern eine ordentliche Portion an Konzentration ab, es steckt in ihnen vermutlich neben handwerklichem, kompositorischen Können (zum Beispiel der Fugenkomposition) eine ganze Menge Mathematik. Aber die Reise war auch erhellend. Auch wenn diese Metapher vermutlich etwas abgegriffen ist, ich empfand das Spiel wie eine Überfahrt von einem Ufer zu einem anderen, die Musik wirkte, tanzend, singend, kontemplativ. Am Ziel angekommen war alles etwas verändert, die Welt sah anders aus. Nur Im Capriccio der Partita Nr. 2 vermisste ich den Sound des Cembalos, als Helmchens linke Hand unglaublich schnelle Läufe als Fundament für die Melodiestimme spielte. Als Zugabe spielte Helmchen ein Choralvorspiel in einer Bearbeitung von Reger, "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ" wobei er betonte, dass ihm dies die Möglichkeit böte, das rechte Pedal zu verwenden. Eine gute Entscheidung, denn in diesem Choralvorspiel steckt viel Emotion, mit der die Zuhörer in den Sonntag entlassen wurden. Bedauerlich ist nur, dass Helmchen seinen musikalischen Vortrag als Ganzes sah und deshalb nicht für Erläuterungen unterbrach. Etwas Orientierung zur Einordnung seines Könnens hätte den Zuhörern geholfen. Vielen Dank an den Flensburger Verein der Musikfreunde für ein weiteres, besonderes Konzert im schönen Theater einer Stadt voller Musik.
Carsten Ingwersen