Michaelis Consort in der Flensburger Marienkirche

31.07.2024

Ein weiteres faszinierendes Konzert Alter Musik im Rahmen des SHMF. Michaelis Consort musiziert in der Flensburger Marienkirche und versetzen die Zuhörerschaft in den Markusdom Venedigs sowie an viele andere Orte. 

Es war eine Reise in die musikalische Vergangenheit, die akustisch illustrierte, warum der Markusdom in Venedig eine solch große Bedeutung für die Entwicklung der Vielstimmigkeit hatte. Zu hören waren Werke diverser Komponisten wie Andrea und Giovanni Gabrieli, die beide im Markusdom wirkten und Schütz so sehr inspirierten. Ebenfalls vertreten waren Biber, Schmelzen und eine Reihe weiterer bedeutender Komponisten der Prä-Bach-Zeit. 

Das 15-Köpfige Consort-Ensemble nutzte die Möglichkeiten, die einst im Markusdom entwickelt und praktiziert wurden soweit die Architektur es ermöglichte auch in der Flensburger Marienkirche aus. So erklang die Musik einer Teilgruppe immer wieder aus einer entfernten Absis der Kirche, es entstand ein spannender Dialog der ("Teil"-) Orchester über den gesamten Kirchenraum hinweg. Auch, wenn alle Aktiven auf der Bühne versammelt waren, erfolgte eine konsequente Teilung in zwei Orchester. Bindeglied waren die Pauken, die entsprechend eine zentrale Position erhielten. 

Die Instrumentierung ist in Flensburg recht selten zu erleben, es gab zwei Zinken, fünf "Naturtrompeten" (ohne Ventile), drei Posaunen unterschiedlicher Stimmung und, ebenfalls wieder verteilt auf die zwei Gruppen, eine Gambe im Celloformat sowie eine Violone (etwa dem Bass entsprechend). 

Moritz Görg übernahm als Ensembleleiter die Moderation und gab dem Publikum erhellende Hintergrundinformationen zu den präsentierten Werken. So erfuhr man interessante Anekdoten etwa zur Rivalität zwischen den beiden Musikerkreisen jener Zeit. Es gab offenbar wenig Einendes zwischen den Hofmusikern und den Stadtpfeifern. 

Nach einer spannenden musikalischen Reise durch Europa und durch die Renaissence und den Barock vor Bach endete das spannende Konzert mit einer Zugabe, während der sich das Ensemble, von einem Solisten beginnend, sukzessive zu voller Größe formierte um such dann wieder zu verkleinern. Zum Schluss war es wieder wie zu Beginn die Violone, die solistisch zu hören war, nur diesmal anders als zu Beginn gestrichen und nicht gezupft.

Das Publikum verließ die Kirche um viele Eindrücke und Erkenntnisse reicher und das SHMF hatte einmal mehr gezeigt, wie wertvoll ein venezianischer Themenschwerpunkt auch im hohen Norden ist. Herzlichen Dank dafür!