Musik am Freitag auf der kleinen Bühne in Flensburg

Wir konnten heute einen spannenden Abend voller Leidenschaft erleben, nein er hatte nichts, rein gar nichts mit Fußball zu tun. Auf der kleinen Bühne des Stadttheaters Flensburg gab es im Rahmen der Veranstaltungsreihe " Musik am Freitag" einen Liederabend mit Werken aus der Romantik von Brahms, Lassen, Schumann (Clara und Robert) sowie Franz Schubert zu erleben. Es musizierten Evelyn Krahe (Alt), Jonathan Larson (Viola) sowie Borys Sitarski (Klavier).
Susanne von Tobien steuerte die Moderation zum Abend bei und sorgte dafür, dass dem Publikum interessante Fakten zu Komponisten und Werken mitgeteilt wurden. Höhepunkte waren gleich zu Beginn das "Geistliche Wiegenlied" von Johannes Brahms, das die Melodie von Joseph, lieber Joseph mein" zur Grundlage hat und drei Lieder aus dem Zyklus "Frauenliebe und - Leben" von Robert Schumann. Das Programm beinhaltete alle wichtigen Nuancen der Lieder der Romantik und Evelyn Krahe meisterte alle im Material enthaltenen gesanglichen Finessen und damit auch Herausforderungen leicht und souverän. Auch die lauten Passagen gerieten nie aufdringlich, Krahe passte ihre Stimme einfühlsam dem recht privaten Rahmen der Veranstaltung an. Trotz des eher schlanken, nie schwülstigen Gesangs stand immer Krahes Fähigkeit zu modellieren im Licht. Das wurde besonders deutlich in Robert Schumanns "Er, der Herlichste von allen". Alle Schlenker und Finessen, die Dynamik zwischen lauter Deklamation und schwelgendem Säuseln setzte Krahe souverän um. Die Aussage der Lieder unterstrich ein reiches "Minenspiel", hier zeigt sich die Bühnenerfahrung der Opernsängerin. Krahe wurde dabei kongenial von Borys Sitarski begleitet, dessen Spiel zwar die erforderten Klangfarben und Akzente lieferte, die die Lieder benötigten um ihre Wirkung zu entfalten, aber nie aufdringlich oder (zu) laut wurde. Auch das Violaspiel von Jonathan Larson in den ersten Stücken von Brahms schuf einen stimmigen kammermusikalischen Rahmen, den Evely Krahe mit ihrem Gesang ausgestaltete.
Am Ende des klug zusammengestellten Programms stand wieder Brahms. In "Die Mainnacht" schimmert der Brahms des Schicksalslieds oder der Altrhapsodie durch. Dieses Lied zeigt, so interpretiert, die ganze Schönheit der Stimmlage "Alt".
Es war ein unterhaltsamer Abend, ausnahmslos mit "Eigengewächsen" des schleswig-holsteinischen Landessinfonie- orchesters besetzt, der auch wenn man mit einigen der dargebotenen Lieder bereits zuvor Bekanntschaft gemacht hat, den persönlichen musikalischen Horizont erweiterte. Passend zum Veranstaltungsort ("kleine Bühne") war auch der Preis der Veranstaltung klein. Der Kartenpreis lag um 10€ bei freier Platzwahl im mit Bar-Tischen möblierten Zuhörerraum. Als wir das im Innenbereich architektonisch spannend gestaltete Haus verließen blieb nur eine Frage offen: "Warum sind wir nicht schon viel früher zu einem Konzert dieser schönen Reihe gegangen?"