NDR Bigband nimmt das Publikum unter Leitung von Geir Lysne mit auf eine musikalische Reise nach Italien
Am Samstag bestritt die NDR Bigband unter der Leitung von Geir Lysne eines der letzten Konzerte des diesjährigen Schleswig-Holstein Musikfestivals. Der Ort war perfekt für ein solches Konzert geeignet, die amphitheatrische Konstruktion der Krusenkoppel ermöglichte es auch aus größerer Entfernung noch, alle Instrumentengruppen der Band zu beobachten. Der Titel des Konzerts, »Viaggio in Italia« , war Programm, zumal als Solist der Italiener Stefano Bollani eingeladen war. Beide, Bollani und die NDR Big Band, haben bereits vor 10 Jahren eine CD eingespielt, mit Arrangements von Geir Lysne, der auch zu diesem Konzert die Arrangements geschrieben hat und der die Leitung der Band übernahm. Der Rahmen wurde vom Festivalintendanten Christian Kuhnt bereits in der Begrüßung gesetzt, er hielt sie komplett auf Italienisch und gut gelaunt wie ein Kind an seiner Geburtstagsfeier. Dazu hatte er allen Grund, denn das Konzert das folgte war derart spritzig, humorvoll und einfallsreich, dass es eine pure Freude war, den Musikern und als einziger Frau in der Band der hervorragenden Sandra Hempel (Gitarren) zuzuhören. Die Soli waren sowohl voller spannender Ideen, als auch humorvoll und anspruchsvoll, so wie man es vom Solistenensemble des NDR gewohnt ist. Hervorzuheben ist der in Aarhus ausgebildete Schlagzeuger Morten Lund, der zeigte, wie wertvoll sein Instrument für ein gelungenes Konzert sein kann. Höhepunkte waren die von Stefano Bollani gesungenen Folksongs, hier konnte er seinen einfallsreichen instrumentalen Humor sogar noch etwas steigern. Das Publikum war hingerissen und als es begann, mitzuklatschen oder gar mitzusingen, gab Bollani am Klavier Vollgas, mit der schelmischen Bemerkung, dass die Zuhörer das Lied ja nicht kennen würden, es wechsele dauernd das Tempo. Auch Lysnes Arrangements steckten voller Kreativität und Überraschungen oder unerwarteter melodischer Zitate bzw. Anspielungen. Ausgehend von den Melodien der durch Bollani ausgesuchten Liedern seines Heimatlandes entfaltete die Big Band ein Feuerwerk an Stimmungen, garniert mit vielen musikalischen Zaubereien in Form der Soli. Wer wie ich bislang keinen Zugang zur italienischen Liedtradition hatte, der verließ die Krusenkoppel nach dem Konzert in beschwingt-italienischer Stimmung mit einem deutlich erweiterten musikalischen Horizont.
Carsten Ingwersen