Olivier Antunes Trio im Flensborg Hus
Die Kultur- bzw. Musiksparte der kulturellen Vereinigung der dänischen Minderheit hat am vergangenen Freitag ein Jazzkonzert im Flensborg Hus veranstaltet, mit dem die Herbst/Winter- Ausgabe der Reihe "Jazz paa Flensborg Hus" eröffnet wurde. Zu Gast war das Olivier Antunes Trio, ergänzt um den in Dänemark seit Jahrzehnten etablierten Saxofonisten Jesper Thilo. Zu hören war eine Tour de Force durch den langen Katalog der amerikanischen Jazzstandards. Jesper Thilo zeigte am Tenorsaxofon alle möglichen Koloraturen und Klangfarben und hin und wieder wähnte man sich als Zuhörer in den USA der 1940 er und 1950 er Jahre, als Bebop und Hardbop die Sessions der Jazzmusiker bestimmten. Olivier Antunes schöpfte die Möglichkeiten des "klassischen Jazzklavierspiels" voll aus und Daniel Franck am Bass sowie Janus Templeton am Schlagzeug ließen sich nicht abhängen, sondern verliehen mit ihren Soli aber auch im Fluss der Songs dem Konzert ein sehr tragfähiges, spannend anzuhörendes rhythmisches, manchmal auch melodisches Fundament. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass Europäer Jazz spielen können, wie er in den USA verstanden wird, dann haben die Dänen ihn auf diesem Konzert erbracht. Der Geist einer Session war auch im Flensborg Hus zu spüren, standen doch auf der Bühne ein Trio und ein Solist, die nicht bereits viele Stunden in einem Probenraum miteinander gespielt hatten. Das war eine spannende Konstellation und man kam in Genuss eines Konzerts, das genau so wie im Flensborg Hus zu hören wohl nicht mehr erklingen wird. Es gab viele Momente, während derer man sich bildlich gesprochen die Augen rieb, so groß war die Energie, so schnell das Tempo. Leider hat die Technik den Sound des Saxofons etwas zu stark nuanciert, so dass die klanglich schönsten Momente diejenigen waren, als Thilo sich auf einen Stuhl auf der Bühne setzte und nicht mehr in die Mikros blies sowie die seltenen balladesken Stücke wie zum Beispiel eine Referenz an Ben Webster. Es war ein im besten Sinne turbulenter Auftakt der Konzertreihe "Jazz paa Flensborg Hus", der so viel Schwung erzeugte, dass man gerne weitere Konzerte im schönen Saal der dänischen Minderheit hören möchte.
Carsten Ingwersen