Premiere der Previn-Oper "A Streetcar Named Desire" in Flensburg
Am Samstag (11.03.23) feierte das Landessinfonieorchester in Flensburg die Premiere der Opernfassung von "A Streetcar named Desire" (Tennessie Williams), die Andre Previn 1995 komponiert hat. Schon die ersten Takte (Eine Reminiszenz an ein schräg daherkommendes Zughorn) zeigten, dass es keine Wohlfühlreise werden würde. Weder was die Handlung betrifft, noch für das Publikum, das sich auf einige unkonventionelle Klänge und Dissonanzen einzustellen hatte. Andre Previns zeitgenössische Oper erfordert keine große Besetzung und kommt ohne Chor aus, die Anforderungen an die Musizierenden im Orchestergraben waren aufgrund der häufig unkonventionell gegeneinander zu spielenden Harmonien zwischen den Instrumentengruppen und auch innerhalb derselben recht hoch. Die Premiere hatte bereits vor Beginn der Vorstellung eine Hürde zu nehmen, Philipp Franke, der für den Stanley vorgesehen war, war stimmlich aufgrund eines Infekts nicht in der Lage, seinen Part zu singen. Man holte mit Michael Mrosek einen Kollegen aus Wien, der am Bühnenrand den Part souverän und fesselnd inklusive äußerst authentischem amerikanischem Slang vom Blatt bzw. vom Tablet sang, Franke agierte als Schauspieler. Auffallend die Legatobögen des Cellos, häufig eingesetzt werden Klarinette und Bläser (Posaune und Trompete). Rhythmisch, harmonisch und besetzungsmäßig zeigt Previns Werk deutliche Einflüsse des Jazz, sie ist eine weitere große amerikanische Oper. Previn hält auch klanglich wunderschöne Momente bereit, die allerdings häufig sehr schnell demontiert und ins Dissonante verfärbt bzw. geworfen werden, so werden Hoffen, Bangen, aber auch Verzweiflung der Protagonisten musikalisch sehr eindrucksvoll unterstrichen. Es gibt nicht viele Einspielungen dieser fantastischen, fesselnden Oper. Ich kenne die Aufnahme mit dem San Francisco Opera Orchestra unter dem Dirigat des Komponisten, auf der Renee Flemming die Blanche singt. Und die Flensburger unter GMD Ingo Martin Stadtmüller, besonders Amelie Müller (wenn auch nur als "Gast"), die als Blanche glänzte, haben einmal mehr bewiesen, dass sie sich hinter niemandem verstecken brauchen. In allen Belangen (Singende, Instrumentalisten, schauspielerische Leistung, die teilweise anspruchsvolles Ballett war und Bühnenbild) ist die Flensburger Produktion einfach klasse. Schade nur, dass die Oper scheinbar einige Menschen im Publikum, die weniger experimentierfreudig sind, nicht erreicht hat, vielleicht fehlten nach Meinung einiger der Zuhörenden die Arien. Ich jedenfalls war restlos begeistert, traute mich nur nicht, laut "Bravo" zu rufen.