Romantische Dramatik - Olga Scheps spielt Sonaten von Beethoven und Balladen von Chopin beim vierten Meisterkonzert des Flensburger Vereins der Musikfreunde

11.02.2024


Es war ohne Zweifel ein beeindruckendes Konzerterlebnis, selten habe ich in einem Klavier Solokonzert so viele Töne gehört. Auf dem Programm standen zunächst eine frühere und eine späte Klaviersonate von Beethoven ( Nr. 8 c-Moll, "Pathétique" und Nr. 31 As-Dur).
Technisch kann man Olga Scheps sicherlich unstrittig als Virtuosin bezeichnen, sie beherrscht souverän das ganze Klangspektrum das ihr Instrument bietet, von lyrisch bis sinfonisch. Die beiden Beethovensonaten aber präsentierte sie im selben "Gewand" bzw. Duktus wie nach der Pause die Balladen Nr. 1-4 von Chopin. Was in Scheps' Spiel bei Chopin stimmig und überwältigend wirkt und was entsprechend fasziniert, wirkt bei Beethoven etwas überzogen und zu sehr aus der Romantik geboren. Klar, Beethoven steht sozusagen mit einem Fuß bereits in der Romantik, aber eben nur mit einem Fuß und nicht vollkommen. Oft verschmolzen die Töne aufgrund der hohen Geschwindigkeit und vielleicht auch aufgrund des Pedaleinsatzes.
Die langsamen Passagen präsentierte Scheps auch in den Beethovensonaten derart schmachtend und geradezu leidend, dass man glaubte, es bereits mit Liszt oder Brahms zu tun zu haben. Hier war nicht viel übrig von der "Kratzbürste" Beethoven.
Aber die Wucht der Musik besonders der vier Balladen von Chopin nach der Pause war wirklich überwältigend, so dass diese kleine Kritik schnell vergessen war.
Es war eine Tour de Force, vorgetragen mit schwindelerregender Virtuosität, nur die Vielfalt blieb aufgrund der vorliegenden Programmkonzeption etwas auf der Strecke.